Viersen trauert – Gedenkmarsch für getötete Iulia rührt zu Tränen

Foto: Jessica Rixkens

Mit einem bewegenden Abschiedszug nahmen Verwandte, Freunde und unzählige meist junge Menschen Abschied von der am Montag getöteten Julia. Schweigend zogen rund 400 Menschen durch die Fußgängerzone zum Casinogarten. Unter Tränen legten sie Blumen und Kerzen nieder.

Viersen (rix). Es waren die Momente der Stille, die am Freitagabend in der Viersener Innenstadt herrschten. Menschen die sich zuvor noch nie gesehen hatten, standen still am Remigiusplatz zusammen, um Abschied zu nehmen. Abschied von der 15-jährigen Iulia R., die am Montagmittag auf grauenvolle Art und Weise von ihrem 17-jährigen Ex-Freund im Casinogarten umgebracht wurde. Um 17.30 Uhr waren bereits mehr als 200 trauernde, vor allem junge Menschen zusammen gekommen, um dem ermordeten Mädchen einen letzten Moment der Stille zu schenken. Darunter auch Mitschüler, Bekannte, Angehörige, ein rumänischer Geistlicher und junge Menschen, die sie nicht mal kannten.

Daniel Bomba hatte als Privatmann den Trauerzug bei der Polizei angemeldet. Für 100 Teilnehmer… doch die Zahl wurde bei weitem übertroffen. Um 17.45 Uhr waren es mehr als 250. Die engste Familie von Julia war am Freitag nicht dabei, sie befand sich schon mit Verwandten und Freunden auf dem Weg nach Rumänien, wo am Montag die Beisetzung stattfinden soll. Für die Fahrt wurde extra ein Bus angemietet.

In ruhiger aber angespannter Atmosphäre ging der Weg durch die Viersener Fußgängerzone in Richtung Casinogarten. Begleitet von Polizei, Rettungskräften und ehrenamtlichen Ordnern. Die meisten hielten Blumen oder Kerzen in den Händen, hatten Tränen in den Augen. Die Blicke gingen bei vielen ins Leere, in den Augen sah man vor allem eins – die Frage nach dem Warum. Im Casinogarten angekommen legten die Ersten ihre Blumen und Kerzen an der Stelle nieder, wo am Montag die junge Frau ihr Leben verlor. Vom Boule-Platz erklang leise Gitarrenmusik. Straßenmusiker „Leyliam“ stimmte dort an dem lauen Sommerabend bekannte Lieder wie „Tears in Heaven“ an.

Organisator Daniel Bomba hatte den Musiker als Überraschungsgast zur Gedenkfeier holen können: „Die Menschen sollen ihrer Trauer freien Lauf lassen.“

Dort waren es vor allem die Bilder, die an Iulia R. erinnerten. Bilder aus fröhlichen Zeiten, mit ihren Freunden oder alleine. Unter einem Bild lag ein Pullover, neben einem anderen stand ein Teddybär. Eine bunte Farbenpracht zierte am Abend den durch Kerzen erwärmten Ort.

Am Donnerstag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz weitere Details der grausamen Tat bekannt gegeben. Der 17-jährige Ex-Freund bulgarischer Herkunft aus Viersen gilt als dringend tatverdächtig. Sechs Mal soll er auf sein Opfer eingestochen haben, vier Stiche davon waren tödlich. Bei der Polizei war er kein unbeschriebenes Blatt. Bereits in der Vergangenheit ist er wegen gefährlicher Körperverletzung und Drogendelikten in Erscheinung getreten. Iulia R. und er waren bereits seit rund zwei Jahren ein Paar.

In einer Sprachnachricht kündigte der 17-Jährige die Straftat an, schickte diese an Freunde. Zur Polizei ging jedoch niemand, erst nach der Tat meldeten sich Freunde auf der Dienststelle. Ein Freund des Täters hat im Anschluss die Tatwaffe zur Polizei gebracht.

Staatsanwalt Stefan Lingens sagte am Donnerstag auf der Pressekonferenz, “Wir ermitteln derzeit in einem Mordfall.“ Sollten sich bei den weiteren Ermittlungen und Vernehmungen von Zeugen ein Anfangsverdacht auf eine Straftat ergeben, würde im Nachgang zu dem Mordfall auch gegen weitere Personen ermittelt. Im konkreten wollte Lingens dabei auf Nicht-Anzeigen einer geplanten Straftat oder wegen Strafvereitelung anspielen. Noch ist unklar, wie viele Personen Nachrichten vom 17-Jährigen erhielten – und diese auch vor Ausführung der Tat gelesen haben.




Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*