Gemeinsam stark – Jugendfeuerwehr-Gruppen und Johanniter-Jugend üben den Ernstfall

Foto: Sascha Rixkens

Begeisterung beim 24-Stunden-Dienst der Nachwuchs-Einsatzkräfte.

Mönchengladbach (hei). Strahlende Gesichter und topfitte Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren – und das, obwohl es schon hart auf Mitternacht zugeht. Seit kurz nach neun Uhr am Vormittag haben die jungen Leute „Dienst“. Sie erleben einen Tag lang, wie das Leben als Berufs-Feuerwehrmann oder –frau oder als Rettungsdienstler ist.
Stephen Meuer und Daniel Schmitz haben dafür gesorgt, dass es spannende 24 Stunden wurden. Meuer ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Giesenkirchen und Betreuer der dortigen Jugendfeuerwehr. Im Hauptberuf fährt er Rettungsdienst bei der Johanniter-Unfallhilfe. Dort Ist Daniel Schmitz Gruppenleiter bei der Johanniter-Jugend. Die beiden sind gute Freunde.
Und irgendwann war sie da, die Idee zu „Gemeinsam stark“. Die Jugendabteilungen der beiden Organisationen – genauer gesagt, die Jugendfeuerwehren aus Rheydt und Giesenkirchen und die Johanniter-Jugend, sollten einmal gemeinsam üben. Denn in der Realität wickeln Feuerwehr und Rettungsdienst die Einsätze auch gemeinsam ab.
45 Kinder und Jugendliche kamen am vergangenen Samstag in diesen Genuss. „Das ist in dieser Größenordnung ein Pilotversuch“, sagte Mönchengladbachs Feuerwehr-Chef Jörg Lampe am Samstagabend. „Und er ist hervorragend gelungen.“ Ein tolles Team habe den Tag exzellent vorbereitet, die Jugendlichen seien hochmotiviert, begeisterungsfähig und immer hart an der Realität orientiert.

Foto: Sascha Rixkens

Auch für die beiden Organisatoren fällt das erste Fazit abends gegen 23.30 Uhr positiv aus. Es sei nicht nur genauso gewesen, wie sie es sich vorgestellt hätten, sondern viel besser. Was für die Jugendlichen wie am Schnürchen lief, hatte rund ein halbes Jahr Vorbereitungszeit gekostet. Zahllose Telefonate, Genehmigungen und Überzeugungsarbeit waren notwendig gewesen. Eine vermisste Person auf dem Gelände des Volksbads suchen, zwei Einsätze auf und am Flughafen, zwei auf dem „toten“ Autobahnstück der A44. Dazu brennende Mülltonnen, mal ein Fehlalarm oder eine Ölspur – eben die ganze Palette, die Feuerwehr und Rettungsdienst so erwartet. Bei der Übung zur technischen Hilfeleistung unterstützte die Berufsfeuerwehr mit ihrem technischen Gerät die Jugendlichen. Mit vollem Körpereinsatz durften sie selbst Schwere und Spreizer einsetzen, so, wie es nach Unfällen häufig geschieht, um Opfer aus zerstörten Autos zu holen.
Jannik Polzen (16) ist seit sechs Jahren bei der Johanniter-Jugend. Er hat seinen Einstieg über den Schulsanitätsdienst gefunden und nur ein Wort für den 24-Stunden-Dienst: „Hammer.“ Sein um ein Jahr jüngere Mitstreiterin Celine Brück ist erst beim diesjährigen Girls’ Day zu den Johannitern gestoßen. Aber spätestens jetzt ist sie überzeugt, dass sie ihr Hobby auch zum Beruf machen möchte. „Ich habe schon immer gesagt, dass ich etwas im medizinischen Bereich machen möchte, egal, ob mit oder ohne Studium“, erklärt sie. Jetzt soll nach der Schule erst einmal das Freiwillige soziale Jahr bei den Johannitern folgen. Celine konnte am Samstag sogar zwei Hobbys gleichzeitig nachgehen. Denn neben dem Rettungsdienst liebt sie auch das Schauspiel, ist Mitglied einer Theatergruppe. Deshalb durfte sie auch bei einigen Einsätzen eins der Opfer spielen und sich von ihren Kameradinnen und Kameraden retten lassen.
Anna Staudt von der Jugendfeuerwehr Giesenkirchen ist mit elf Jahren eine der jüngsten Teilnehmerinnen. Trotzdem darf auch sie vollen Einsatz bringen. „Am besten war der Unfall auf der A44“, sagt sie abends, „da konnte ich am meisten tun“. Ob das mit der Feuerwehr am Ende auch ihr Berufswunsch sein soll, weiß sie noch nicht genau. „Ich überlege noch“, sagt sie. Wie das für eine Familie ist, wenn ein Mitglied bei der Berufsfeuerwehr ist, weiß sie – durch ihren Vater.

Foto: Heike Ahlen

Cedric Schröder von der Jugendfeuerwehr Rheydt steht mit seinen 17 Jahren kurz vor der Übernahme in die aktive Wehr. Er hofft, dass es nächstes Jahr soweit ist. Er ist seit 2013 in der Jugendfeuerwehr. Interessiert war er schon eine Weile, ein Besuch beim 150-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr in Rheydt gab dann den Ausschlag: „Sonntags war das Fest, und montags war ich schon das erste Mal beim Dienst.“ Er wird den 24-Stunden-Dienst bestimmt nie vergessen. „Erstens war es der erste solche Dienst, seit ich dabei bin, und zweitens durfte ich bei dem Gasaustritt am Flughafen auf dem Einsatzleitwagen mitfahren, darüber habe ich mich riesig gefreut.“ Stephen Meuer nickt dazu anerkennend. Für die Älteren sei es wichtig, dass sie an einem solchen Tag auch Führungsaufgaben erleben und selbst mit übernehmen dürften.
Es sieht stark so aus, als ob Stephen Meuer und Daniel Schmitz bald wieder in Vorbereitungsarbeiten einsteigen dürften. Denn das Urteil der Nachwuchs-Kräfte ist einstimmig: „Toll war’s – wann machen wir das noch mal?“




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