Mönchengladbach: SEK stürmt Wohnung eines „Reichsbürgers“

Mönchengladbach. Über Stunden war am Mittwochabend ein Bereich der Bödikerstraße in der Nähe des alten Schlachthofs in Rheydt von der Polizei abgesperrt. Spezial-Einsatzkräfte bereiteten sich auf einen Zugriff vor. Gegen 18.50 Uhr war die Polizei alarmiert worden, dass ein 51-jähriger Anwohner mit einer langen Waffe durch die Straße laufe.

Die Recherchen der Ermittler ergaben, dass dieser Mann dem Spektrum der so genannten „Reichsbürger“ zuzuordnen sein soll. Tatsächlich befindet sich an einem in der Nähe geparkten Auto, das Nachbarn als den des 51-Jährigen identifizierten, ein Aufkleber mit der Aufschrift „Ich bin ein Bürger des Deutschen Reiches und kein Personal der BRD gmbH“. Um 22.53 Uhr erfolgte der Zugriff, Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos überwältigten den Mann und drangen in das Mehrfamilienhaus ein. Dort wurden im Anschluss Wohnräume durchsucht.

Die Beamten fanden Waffen, allerdings handelte es sich, wie eine Polizeisprecherin bestätigte, um Softairwaffen, deren Besitz nicht erlaubnispflichtig ist. Verboten ist allerdings der Besitz des ebenfalls gefundenen Wurfsterns. Neben dem 51-Jährigen wurde auch seine 53-jährige Frau kurzzeitig festgenommen. Beide konnten kurze Zeit später nach Hause gehen. Ob der Mann – der gegenüber einer Zeitung bestritten haben soll, Reichsbürger zu sein – mit seiner Ansicht im Großraum Mönchengladbach allein ist oder ob es weitere Anhänger dieser Auffassung gibt, das ermittelt – unabhängig von dem Einsatz am Mittwochabend – im Moment der Staatsschutz. Zahlen liegen noch nicht vor. Auch für NRW oder ganz Deutschland ist kaum an verlässliche Zahlen zu kommen. Eine Schätzung, die „Die Welt“ Mitte Dezember veröffentlicht hat, geht von etwa 4.500 Personen bundesweit aus, Tendenz steigend.

Es gibt nicht „die Reichsbürger“, sondern unzählige Kleinstgruppen dieser Bewegung. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie davon ausgehen, das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 habe noch Bestand. Die Positionen der Gruppierungen reichen von Verschwörungstheorien wie dem Glauben an Chemtrails bis zu rechtsextremen Aussagen. Im Oktober hatte ein Reichsbürger in Georgensgmünd in Bayern ein Reichsbürger auf einen Polizeibeamten geschossen, der später im Krankenhaus gestorben war. Spezial-Einsatzkräfte hatten dem Mann, der Jäger war und 31 Waffen besaß, diese wegnehmen wollen, weil er von den Behörden als nicht mehr zuverlässig eingestuft worden und ihm der Jagdschein entzogen worden war.